Hier also ein bischen über uns.

Mein Name ist Karl-Heinz 
und meine liebe Frau heißt Ruth
Wir wohnen in den USA.

Wir sind anfang Januar 1994 aus einem Vorort von Chicago für unseren
Ruhestand etwas ausserhalb eines kleines Ortes von Nordwest Arkansas
gezogen, wo wir uns recht wohl fühlen.

Hier aber mal ein kleiner Bericht über unser Leben.

Einige der kleineren Bilder kann man zur Vergrößerung anklicken.

In gewisser Weise kann ich mich glücklich schätzen, dass ich den 2. Weltkrieg überlebt habe, denn ende Dezember 1944 wenige Tage ehe ich 11 Jahre alt wurde, hatte man mich zum Volkssturm eingezogen und bekam da meine Grundausbildung, wie man die Panzerfaust zu handhaben hat, um russische Panzer lahm zu legen, die nur wenige Kilometer auf der anderen Oderseite in Schlesien auf dem Vormarsch waren. Meine beiden Tanten, Schwestern meines Vaters, konnten mich da "loseisen", indem sie unserem Ausbilder erzählten, dass mein Vater einen kurzen Heimaturlaub bekommt, wir dann jedoch gleich Richtung Westen - eigentlich Sudetenland - abgehauen sind. Wie ich später erfuhr sind viele der anderen Jungs zur Verteidigung der "Festung" Breslau geschickt worden und nur wenige haben es überlebt.
Mein Geburtsort Tschammendorf ist nur 30 km westlich von Breslau gelegen.

Ich hatte das Glück bei meiner Ausweisung aus Schlesien nicht in der zukünftigen DDR (Pirna) hängen zu bleiben, sondern wurde von meiner Tante am 18. November 1946 nach Hamburg gebracht, wo ich erst mal das Gymnasium besuchte und anschließend durch eine Lehre ging, ehe ich wirklich meine Auswanderung  ende Juni 1957 in die USA realisieren konnte. Den Wunsch hegte ich schon lange - sogar während des Krieges, denn die jüngere Schwester meiner Mutter Tante Hanni war schon 1938 nach Chicago ausgewandert und die wollte ich unbedingt besuchen, obwohl mir nicht so 100%ig klar war, wie weit die USA entfernt waren und mir meine Mutter nur erklärte, sehr weit weg über einen Ozean.
Sobald man irgendwo Infos über die USA bekommen konnte wurde alles von mir gelesen - einschließlich der Karl May Bücher - obwohl das abenteuerliche Leben der Indianer usw. vielleicht interessant zu lesen war, aber wirklich schon eine längst vergangene Zeit beschrieb.

Die Zeiten nach dem zweiten Weltkrieg waren logischerweise in Deutschland wie auch in den USA anders als sie heute sind. Vor allem betrachtete man die USA von Deutschland aus, um es nicht zu sehr zu übertreiben, als das Land wo Milch und Honig fliessen. Diese Zeit also, wo man in Deutschland noch unten den Nachwirkungen des Krieges lebte.
In den Hungerjahren von 1946 bis zur Währungsreform im Sommer 1948 und als es danach wirtschaftlich in Deutschland besser wurde, war eine Auswanderung in die USA nur für Familienzusammenführungen möglich. Aber zumindest hörte ich von meiner Tante, aber in meinem Fall war wohl nicht an eine Familienzusammenführung in dem Sinne zu denken.

Hier ein Bild von mir kurz vor der Auswanderung in Mainz - frag' bloß nicht warum ich auf dem Bild schon in Richtung Amerika schaue - hinter mir fließt übrigens der Rhein. Ich hatte damals schon eine "hohe Stirn". Vor mir sitzend von links nach rechts, meine jüngere Schwester Sylvia, meine Mutti, meine ältere Schwester Eva-Maria. Sie kamen erst nach mir aus Schlesien und blieben die ersten Jahre 1947 bis 1950 in der DDR nahe der innerdeutschen Grenze in Ilfeld hängen und hatten erst 1950 die Gelegenheit in den "Westen" zu entkommen.

Also erst einmal weiterhin so viel wie möglich über die USA herausfinden. Ah, nicht alles schien so großartig, wie man es sich vorstellte. In den ersten Jahren nach dem Krieg ging es auch in den USA nicht von einem zum nächsten Tag aufwärts. Es herrschte Arbeitslosigkeit und Wohnungsknappheit, denn der Krieg hatte auch in den USA seine wirtschaftlichen Auswirkungen hinterlassen. Allerdings kein Vergleich zu Deutschland. Vor allem machte der amerikanische Staat Gelder locker, um Leute zu beschäftigen und dabei die Nachfrage von Gütern zu befriedigen. Die Wirtschaft verbesserte sich rapide, trotzdem sprach man nicht von einem "Wirtschaftswunder", sondern betrachte es als eine normale Entwicklung.
Vielleicht war es ganz gut, dass ich erst 1957 ausgewandert bin, denn da war der Korea-Krieg vorüber und ausserdem war in der Zwischenzeit mein Sponsor mit seiner Familie 1952 nach Chicago ausgewandert und im gleichen Jahr auch die ältere Schwester meiner Mutter Tante Erni (sie benutzte meist ihren Künsternamen Ione), allerdings nach Omaha und nicht Chicago, wo sie ihren Mann Siegfried heiratete, der ein Jahr vorher auch aus Deutschland ausgewandert war.

Das ist also mein angeheirateter Onkel Siegfried ( hier als junger Kerl), geboren in Berlin, lebte nach dem Krieg in Hannover. Nu weiß ich nicht genau, ob er 1950 oder 1951 ausgewandert ist. Fragen kann ich ihn auch nicht mehr, weil er in der Zwischenzeit gestorben ist. Jedenfalls ist dieses Bild in Omaha gemacht worden, als er auf seinem Kaiser Henry J saß, ehe meine Tante Erni ihm folgte.

Ich werde immer mal paar Bilder einsetzen, damit der Bericht etwas lebendiger wird.

Immerhin kann man sehen, dass die Auswanderung oder wollen wir sagen die Einwanderung in die USA damals um einiges leichter war als heute. Soweit ich weiß, fing man schon 1924 oder sogar davor an, die Einwanderung in die USA zu beschränken. Zwar gelten die USA noch heute als Einwanderungsland, aber man wird immer wählerischer, wen man wirklich rein lassen will, da die Einwohnerzahl zu schnell zunimmt. Als ich 1957 hierher kam hatte die USA gegen 171 Millionen, nun sind es über 300 Millionen Einwohner, also ein Zuwachs, der erheblich mehr ist als die gesamte Bevölkerung der BRD.

In den 50iger Jahren gab es nicht dieses Green Card Lottery System, sondern jedes Land hatte eine "Quote" wieviel die USA von dem jeweiligen Land in die USA einwandern ließ. Scheinbar waren 1957 nicht so viel Deutsche, die in die USA auswandern wollten. Ich hatte zwar die entsprechenden Papier eingereicht und hoffte vielleicht ein oder 2 Jahre später gerufen zu werden. Aber da kam die Überraschung. Schon im April bekam ich die Nachricht, dass ich innerhalb der nächsten 3 Monate auswandern musste.
Nur gut, dass ich etwas Geld gespart hatte und am 28. Juni spät nachmittags setzte ich mich in Hamburg in die 4 motorige Propellermaschine der Pan Am nach New York und ab ging es mit Zwischenlandung in London und den nächsten Morgen kamen wir in New York an. Wenn ich mich richtig erinnere war die gesamte Flugzeit 18 Stunden. Da ich ein Einwanderer war, wurde ich bei der Passkontrolle in ein Büro gerufen, wo ich dem Einwanderungsbeamten meine Papiere übergab. Der paar Fragen an mich stellte, die ich mal so zur Not verstand und beantwortet, er paar Stempel in die Papiere haute, mir die Hand schüttelte mit der Bemerkung, "Welcome to America". Das war es dann. Ich musste dann mit dem Bus zum anderen Flugplatz La Guardia, um mit United Airlines nach Chicago zu fliegen, wo mich mein Sponsor mit seiner deutschen Frau abholte.

Das Bild von mir am 5. Juli 1957 war also 7 Tage nach meiner Einwanderung. In dem Jahr sah es in den USA wirtschaftlich nicht gerade rosig aus, d.h. die USA waren mal wieder in einer Rezession und die Arbeitslosigkeit hoch. Kaum zu verstehen, da in Deutschland zu der Zeit das Wirtschaftswunder angefangen hatte.
Da man sich mit unter 26 Jahren (ich war erst 23) noch beim Militär melden musste, wollte ich diese Zeit hinter mich bringen und die US-AirForce erschien mir da am interessantesten. Also hin und Papiere ausgefüllt, ausserdem war eine Erklärung notwendig, dass man US-Staatbürger werden wollte und paar Tage später schon eine kleine Eignungsprüfung und Gesundheitsmusterung. So kam es, dass ich schon am 8. Juli nach San Antonio mit anderen zukünftigen Rekruten flog und meine 3 monatige Grundausbildung auf Lackland AFB anfing. Meine englischen Sprachkenntnisse liessen viel zu wünschen übrig, aber man half mir in dieser Beziehung von allen Seiten sehr und ich lernte zuerst das Fluchen, wobei ich die Worte nicht in meinem Wörterbuch finden konnte.
Essen in der AirForce war sehr gut, aber bei 40°C und mehr in der Sonne marschieren wurde bei mir zu einem Problem, sodass ich mehrmals bewusstlos wurde und umkippte. Wie sich erst viele Jahre später bei einem Echogram herausstellte, lag das wahrscheinlich an Kreislaufstörungen und einem Herzklappenfehler, den ich schon seit Geburt habe. Man gab mir nach dieser 3 monatigen Ausbildung die Wahl aus gesundheitlichen Gründen den Abschied bei der AirForce zu nehmen, nachdem man mich zigmal untersucht hatte. Ich nahm dieses Antgebot an. Ich hatte bei der AirForce meine SSN bekommen und als ich nach Chicago zurück kam - Rückfahrt sogar von der AirForce bezahlt, fand ich meine Green Card vor, die damals wirklich noch grün war.

Zu der Zeit einen Job zu finden war wirklich nicht einfach und ich scheute nicht davor auch den dreckigsten Job anzunehmen. Sehr schnell merkte ich, dass besserzahlende Jobs nur durch zusätzliche Ausbildungen möglich waren. Ausserdem war jeder behilflich, wenn sie merkten, dass man sich weiter bilden will. Also ging ich in Chicago meist in Abendkursen, falls diese geboten wurden, zum College IIT (Illinois Institute of Technology), wozu mir ein mexikanischer Freund (Roberto) geraten hatte, der gerade aus Korea zurück gekommen war, wo er in der amerikanischen Armee seine Dienste abgeleistet hatte und seine Ausbildung z.T. deshalb vom amerikanischen Staat bezahlt bekam. Ich fing mit Kursen für "mechanical engineering" an und welchselte später auf "electrical engineering" über, womit ich auch abschloss. Konnte dadurch, also während des Studiums, schon einen Job als technischer Zeichner bekommen und dadurch mein Einkommen erhöhen.
Übrigens rechts eines meiner ersten Autos, ein 1957iger Plymouth. Es war knallrot mit weißem Dach. Die Gänge des automatischen Getriebes wurden mit Druckknöpfen am Amaturenbrett gewählt.

Im Sommer 1959 lernte ich meine liebe Ruth kennen und heirateten im November des gleichen Jahres. Ruth ist in Chicago geboren. Erst gut 5 Jahre später wurde unser Sohn John geboren, nachdem wir im Frühjahr 1964 in unser erstes neues Haus (5 bedrooms) in einen Vorort von Chicago gezogen waren - übrigens eine unserer besten Geldanlagen die wir gemacht haben.

 

Hier übrigens mal bischen was zur Unterhaltung zwei Bilder aus unseren jüngeren Jahren und zwar stammen diese beiden Bilder aus dem Sommer 1960 als wir noch frisch verheiratet meine Tante Ernie und Onkel Siegfried in Omaha besucht haben. Schließlich musste ich ihnen doch meine "Eroberung" vorstellen. Ruth verstand zu der Zeit kaum ein Wort deutsch, was sich erst in späteren Jahren änderte, nachdem wir Deutschland mehrere Besuche abstatteten.

Die letzten europäischen Vorfahren von Ruth kamen schon vor 1824 in die USA, man könnte sie somit als "alteingesessen" bezeichnen und erst durch mich ist wieder einmal ein "Zuwanderer" in die Familie gekommen.

 

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